9 1761 – 1765 Göttingen: Der Preisträger, Längenpreis

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Längengradakt Königin Anne, 1713.
Auf der Suche nach einer genaueren und praktikablen Lösung der Längengradbestimmung auf See.
Königin Anne, Ausschreibung des Längenpreises, 1713.
1761 – 1765 (Text anhören)

1761.

Die Prüfung von Mayers Beitrag zum Längenpreis dauert an. Er schickt wiederholt verbesserte Mondtabellen nach London. Nevil Maskelyne unternimmt eine Seereise nach St. Helena und erprobt Mayers Methode zur Längenberechnung erfolgreich. Im selben Jahr tritt Niebuhr seine Reise nach Arabien an.

1762.

Mayer erhält eine erste Nachricht von Niebuhrs Arabienreise: Auch dieser bestätigt das Verfahren zur Längenberechnung. Am 20. Februar stirbt Mayer kurz nach seinem 39. Geburtstag vermutlich infolge einer kriegsbedingten Typhus-Epidemie. Mayers Witwe kämpft für eine Entscheidung beim Längenausschuss.

1765.


Längengradakt, König Georg III, London, 1770.
In dieser Urkunde wird der Anteil des Längengradpreises den Tobias Mayer erhielt, genannt. Längengradakt.

Mayer wird posthum ein Teil des Längenpreises zugesprochen. Seine Witwe erhält 3.000 der ausgelobten 20.000 Pfund, eine Summe mit einem heutigen Gegenwert von 1 Million Euro.

Den größten Anteil des Preisgeldes erhält ein anderer Teilnehmer: der Uhrmacher John Harrison mit seinem Schiffschronometer.

Hintergrund-Information

Hintergrund-Information:

Tobias Mayer erhielt 1765, drei Jahre nach seinem Tode, 3000 £ für die Entwicklung eines Verfahrens zur exakten Bestimmung der geographischen Länge. Das britische Parlament hatte mehr als 50 Jahre zuvor (1713) den „Längenpreis“ ausgeschrieben, damit die weltweit agierende britische Flotte verlässliche Daten zur Position ihrer Schiffe erhielt. Bis dahin waren die Angaben sehr ungenau und es kam immer wieder zu verheerenden Schiffsunglücken. So liefen im Jahre 1707 vier britische Kriegsschiffe vor den Scilly Isles auf Riffe und mehr als zweitausend Marinesoldaten ertranken – weil der Kapitän die Position des Schiffes nicht kannte. Bekanntlich gewann der Engländer John Harrison mit seinen speziell für die Seefahrt entwickelten Uhren den ersten Preis. Tobias Mayers Lösung des Problems bestand darin, dass er den Sternenhimmel als Uhr „lesbar“ machte. Er berechnete die Stellung des Mondes zu Planeten im Voraus, und in den daraus zusammengestellten Tabellen konnte man die jeweilige Uhrzeit in London ablesen. Nun brauchte man nur noch die eigene Ortszeit damit zu vergleichen und aus der Zeitdifferenz ergibt sich die Differenz in der geographischen Länge zwischen diesen beiden Orten.

Mayers Verdienst bestand in der genauen Vorausberechnung vor allem der Mondbahn, aus der Vereinfachung der Rechnungen und Rechenverfahren sowie in der Präzisierung der Messungen (Messgeräte und Messverfahren). Mit seinen Verfahren wurde eine hohe Genauigkeit erreicht. Die Messung der „Monddistanzen“ war bis in unsere Tage eine verlässliche Methode zur Bestimmung der geographischen Länge eines Ortes.