3 Mondgloben

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Mondglobus Tobias Mayer, 40 cm.
Von den 12 Globensegmenten bieben 6 Kupferplatten sowie 8 Handzeichnungen erhalten. Von 4 Segmenten fehlen Vorlagen.
Sonja Pleuger und Tobias-Mayer-Verein, Marbach, 2005.
Mondgloben (Text anhören)

Tobias Mayer, Bericht von den Mondskugeln, Nürnberg, 1750.

Diejenigen welche einmal die Neugier gehabt haben, sich den Mondes des Nachts durch ein gutes Fernglas weisen zu lassen, werden durch diesen Anblick ohne Zweifel in eine angenehme Verzückung gerathen, und wenn sie schon in die Sternkunde keine allzu große Einsicht haben, dennoch vergnügt gewesen seyn, etwas gesehen zu haben, davon sie zuvor kaum die Möglichkeit geglaubt zu hätten. Und in der That, wer sollte nicht gerühret werden, wenn man an einem Himmelskörper, welchen man Jugend auf zu sehen von gewohnt ist, ja welchen man kaum mehr eines Anschauens würdig hält, wenn man, sage ich, an dem Monde gleichsam eine Welt zu entdecken das Vergnügen hat. Man siehet daran eine Menge Erhöhungen und Vertiefungen, grosse und kleine ebene Flächen, welcher unser Witz Berge, Thäler, flaches Land und etwa auch Meere und Seen zu nennen gezwungen wird. Man siehet wie diese Berge an ihren Gipfeln erleuchtet sind, und wie sie ihre anliegenden Thäler beschatten. Mit einem Worte, man siehet auf der Oberfläche des Mondes nicht weniger Abwechslungen und Mannigfaltigkeiten als unsere Erde hat, oder als wir an derselben wahrnehmen würden, wenn sie soweit von unserem Auge entfernt wäre als der Mond. Läßt man sich nun noch über dieses von den Sternkundigen sagen, dass sie imstande sind, so gar abzumessen wie hoch die Mondsberge, wie tief die seine Thäler, und wie geräumig seine flachen Ebenen sind; und höret man von ihnen dass diese Dinge nicht kleiner sind als die auf der Erde, sondern einigermassen gar übertreffen: So wird man keinen Anstand nehmen mit den Sternkundigen den Mond wirklich für eine Erde zu halten, und denselben Glauben beymessen, wenn sie die Ähnlichkeit unter diesen beiden Körpern noch weiter treiben.

Bericht von Mondkugeln. Tobias Mayer begründet seine Absicht zu Herstellung eines Mondglobus mit wahren Verhältnissen von Mondflecken und Kratern. Werbeschrift für Globus. Homanns Erben Verlag. 1750.

Portrait Tobis Mayer.
Das Bild zeigt Tobias Mayer im Ornat eines Göttinger Professors im Rock der philosophischen Fakultät und mit Perücke. Kaltenhofer Pastellbild.
Im Besitz der Familie Mayer.

Hintergrund-Information

Hintergrund-Information:

In Zusammenhang mit seinen Forschungen zur astronomischen Längenbestimmung war es für Mayer notwendig, eine möglichst genaue Mondkarte zur Verfügung zu haben. Ein Vergleich seiner Karte mit einer heutigen Mondkarte und einem Satellitenfoto des Mondes zeigt, dass er dabei sehr erfolgreich war. Mayers Mondkarte blieb in ihrer Genauigkeit 100 Jahre lang unübertroffen. Sie enthält unter anderem erstmals Längen- und Breitenkreise, sogenannte selenographische Koordinaten.

Um 1748 begann Tobias Mayer (1723-1762) mit der Arbeit an einem Mondglobus und zwei Jahre darauf veröffentlichte er seinen Bericht von den Mondskugeln welche bey der kosmographischen Gesellschaft in Nürnberg […] verfertiget werden. Der Zusammenbruch der „Kosmographischen Gesellschaft“ führte dazu, dass der Mondglobus unvollendet blieb.

Unter Verwendung des erhaltenen Materials (sechs originale Druckplatten, acht Vorzeichnungen und der kleinen Mondkarte Mayers) hat der Tobias-Mayer-Verein Marbach in Zusammenarbeit mit der Werkstatt ARS MECHANICA (Dr. Günther Ostmann und Dr. Felix Lühning) in Bremen den Mondglobus Tobias Mayers rekonstruieren lassen und 2009 herausgebracht.


Die Herstellung der Globen erfolgte in traditioneller, zeitgenössischer Technik, wobei die Globusstreifen auf eigens angefertigte Pappkugeln mit Gipsbeschichtung von 39,5 cm Durchmesser aufgezogen wurden. Der Mondglobus ist mit senkrechtstehender Achse auf einem gedrechselten Holzfuß ausgestattet.


Die 25 Globen sind mittlerweile in der ganzen Welt verteilt. So stehen einzelne Exemplare z.b. in Mekka oder bei der British Library in London. Auch in vielen Sternwarten befindet sich mittlerweile ein Exemplar dieser Unikate. Da ja jeder einzelne in absoluter Handarbeit, mit Methoden des 18. Jahrhundert, hergestellt wurde, kann man durchaus jedes Exemplar als Unikat bezeichnen.